Top 5: Klettersteige Karwendel und in den Voralpen
Die fünf Empfehlungen der Redaktion: Klettersteige im Karwendel und in den Voralpen
Die fünf schönsten Klettersteige im Karwendel und Tölzer Land. Von sehr einfach bis absolut nur für Geübte. Ein besonders schöner Klettersteig in Bayern. Für alle Touren ist entsprechende Klettersteigausrüstung ein Muss. Ein Grundkurs Klettersteigen sollte im Vorfeld absolviert worden sein. Immer beachten, das Klettersteige genauso den Naturgewalten ausgesetzt sind, wie alle anderen alpinen Regionen auch. Tourenplanung beginnt auch mit der Wetterprognose – eine Umkehr im Klettersteig ist oft nicht möglich. Nun aber viel Spaß!
KLETTERSTEIG KARWENDEL TOUR 1: KLETTERSTEIG BRUDERTUNNEL /LAMSENTUNNEL 2 STD | 350 HM | 2,3 KM | MITTEL (C)
Dieser mäßig schwierige Klettersteig führt von der Lamsenjochhütte direkt durch die Nordwand neben dem Lamsturm. Zum Abschluss bietet dieser kurze Steig noch ein Highlight – den Ausstieg aus dem Brudertunnel. Hier erwartet uns in ständigem, leicht tropfendem Ambiente ein kurzer Steilaufschwung, der letztendlich zum Gipfelkamm führt.
Beste Zeit: Ende Juni bis September.
Talort: Pertisau (dann Mautstraße) / Gramaialm
Ausgangspunkt: Lamsenjochhütte, (1.953 Meter)
Route: Von der Lamsenjochhütte geht man einige Meter nach Norden, dann links auf die Wand zu. Der Einstieg beginnt recht einfach, nach einigen Metern nach rechts, nun steiler, fast senkrecht die Wand hinauf. Diese Stück geht stellenweise über glatte Felsen, ist aber durchgehend mit Tritten und Griffen gesichert. Kleine Leute können hier evtl. Probleme bekommen.
Danach wieder wesentlich leichter nach Norden am Fels entlang querend. Hier sind Ausweichstellen bei Gegenverkehr. Schließlich Querung in den Tunnel hinein. Vorsicht, in der unteren Rinne sind ab und zu Kletterer unterwegs, man kann hier schnell mal etwas Geröll lostreten. Durch den Tunnel hindurch (meist etwas feucht – die Steine sind deshalb stellenweise glitschig) bis zu dessen Ende. Hier ganz leicht überhängend die kurze Treppe empor (Schlüsselstelle im Frühjahr / Winter). Die letzten Meter durchs Geröll hinauf, dann erschließt sich der herrliche Blick ins untere Inntal und das Vomper Loch.
KLETTERSTEIG KARWENDEL TOUR 2: KLETTERSTEIG HERMANN-VON-BARTH-WEG 7 STD. | 1313 HM | 13,3 KM | LEICHT (A)
Der Hermann-von-Barth-Weg ist ein Klettersteig und Abschnitt des Aufstiegs einer Bergtour zur Partenkirchner Dreitorspitze. Er ist im eigentlichen Sinne noch als Bergtour zu bezeichnen, deshalb für Einsteiger in das Thema Klettersteige von uns empfohlen. Als Klettersteig an sich ist er viel zu leicht, zu kurz und einfach nicht technisch genug. Beim Aufstieg auf die Partenkirchner Dreitorspitze ist er eine nette Abwechslung – mehr aber auch nicht. Für den ersten Klettersteig habe eine Empfehlung, um sich gefahrlos die Welt der Klettersteige einmal anzuschauen. Die Angaben beziehen sich auf den gesamten Aufstieg zum Partenkirchner Dreitorspitze, der reine Klettersteig ist in circa 60 Minuten durchstiegen (A).
Beste Zeit: Anfang Juni bis Anfang Oktober.
Talort: Elmau.
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz in Elmau (1000 Meter).
Route: Von der Meilerhütte geht es durch das Tor zunächst ins Leutascher Patt. Dazu hält man sich rechts und zweigt bald vom ausgetretenen Weg ab auf einen weniger ausgetretenen Steig (801A), der unter die Nordabbrüche des Bayerländerturms führt. Hier gibt es die ersten Kletterhilfen, die aber im Prinzip völlig überflüssig sind: Drahtseile und einige Stifte. Der Weg führt so immer weiter nach unten (ca. 50 Höhenmeter) ins Leutascher Patt. Am Ende dieses ersten Abschnittes trifft man wieder auf einen etwas ausgetreteneren Weg, der vom Bergleintal hinaufkommt. Dieser führt nach wenigen Metern zu einer Kreuzung, markiert durch einen Felsen mit der Aufschrifft „Söllerpaߓ, den man im wahrsten Sinne des Wortes links liegen läßt. Von hier aus hält man sich weiter möglichst rechts, nur deutlich steiler durch Geröll ansteigend. Je nach Routenwahl muß man noch ein- oder zweimal rechts abzweigen, letztenendes führen aber alle diese Wege zum Eingang des Steiges. Den Eingang des Steiges markiert ein Schalter mit der Aufschrift „Aufzug – Bitte nur einmal läuten!“, der – Wunder! – natürlich nicht wirklich das hält, was er verspricht. Hier beginnt der eigentliche Klettersteig, der aber auch recht harmlos ist.
Das steilste Stück kommt gleich zuerst, danach wird es kontinuierlich flacher. Gleich zum Anfang die „Schlüsselstelle“ in Form einer kurzen Leiter – die einzig wirklich nötige Hilfe im gesamten Steig. Zwischendrin findet sich die eine oder andere Ier Stelle. Schlimmer wird es auch nicht, selbst wenn man auf die angebotenen Hilfen verzichtet. Weiter oben zieht der Steig immer mehr nach Westen und dient schließlich mehr zur Querung denn zum Höhengewinn. Der Steig endet recht unvermittelt im Schrofengelände der Südflanke des Westgipfels der Partenkirchner Dreitorspitze. Vom Ende des Steiges geht es ziemlich offensichtlich über die Schrofen weiter hinauf, je nach Gemüt mit einigen kurzen Klettereinlagen (I), zum Westgipfel. Auch der Rückweg hat wenig Interessantes zu bieten außer evtl. die Suche nach dem Eingang in den Klettersteig von oben. Hier hält man am besten nach den überall gut sichtbar angebrachten roten Markierungen Ausschau.
KLETTERSTEIG KARWENDEL TOUR 3: MITTENWALDER HÖHENWEG 8 STD. | 1.775 HM | 17,3 KM | LEICHT (B)
So ein richtiger Klettersteig ist der Mittenwalder Höhenweg ja eigentlich nicht. Eine nette harmlose Gratwanderung aber auch nicht. Irgendwas dazwischen. Dafür ist der Weg an sich eine überaus interessante Ãœberschreitung des südlichen Teils der nördlichen Karwendelkette. Der Zustieg ist dank Karwendelbahn nicht mal ansatzweise anstrengend, was an schönen Wochenenden und teils auch unter der Woche wahre Massen an Klettersteiggängern anzieht. Die Angaben beziehen sich auf die gesamte Tour (siehe GPS Tourdaten) – der reine Klettersteig lässt sich in circa drei Stunden durchschreiten (eine Richtung).
Beste Zeit: Anfang Juni bis Anfang Oktober.
Talort: Mittenwald (920 Meter).
Ausgangspunkt: Talstation / Bergstation Karwendelbahn.
Route: Wer nicht den Aufstieg zu Fuß bewältigen will, der nimmt die Karwendel-Seilbahn (einfache Fahrt 13,50 Euro) und spart sich die rund 1000 Höheneter hinauf bis zur Bergstation. Dort folgt man der Beschilderung zum Mittenwalder Höhenweg etwa hundert Höhenmeter bergauf. Der Einstieg in den Klettersteig ist gut markiert und nicht zu verfehlen. Die nächsten 2½ Stunden geht es in ständigem Auf und Ab über Nördliche und Südliche Linderspitze (2.372 Meter) über die Sulzliklammspitze über die Kirchl-Spitze hinüber in den Brunntalanger. Die Gradwanderung ist relativ einfach (B), aber bietet traumhafte Aussichten auf den Karwendel und das Wettersteingebirge bis hin zu den Stubaier-Gletschern. Ab dem Brunntalanger folgt der Abstieg, zunächst über den Brunnsteinsteig, erst sehr geröllig, dann auf gutem Pfad quer durch einen Latschenwald, hinab zur Brunnsteinhütte. Der Bergpfad ab der Brunnsteinhütte (circa 1,5 Stunden) hinab ins Isartal ist wenig steil und gut zu laufen. Unten angekommen hat man noch etwa 40 Minuten Laufweg zurück zum Parkplatz vor sich. Diese Gratüberschreitung ist eine absolute Genusstour und eine traumhafte Gratwanderung.
KLETTERSTEIG KARWENDEL TOUR 4: DIE ALPSPITZ FERRATA: KLETTERSTEIG IM WETTERSTEINGEBIRGE 6 STD. | 651 HM | 3,9 KM | MITTEL (B)
Die Alpspitz-Ferrata ist mit ihren durchgängingen Sicherungen der ideale Anfänger-Klettersteig. Viele mögen den Klettersteig aufgrund seiner, auch in einfachen Passagen sehr zahlreich vorhandenen Eisenstifte und -bügel, als zu übertrieben gesichert empfinden. Dennoch ist die Alpspitz-Ferrata wegen ihrer großartigen Aus- und Tiefblicke in das grüne Höllental, auf Garmisch-Partenkirchen, den beeindruckenden Höllentalferner und den majestätischen Gipfel der Zugspitze auch für fortgeschrittene Klettersteiggeher empfehlenswert. Aufgrund des kurzen und bequemen Zustiegs ist die Ferrata allerdings stark frequentiert, weshalb man von einer Begehung am Wochenende Abstand nehmen sollte. Die Alpspitz Ferrata hat einen Schwierigkeitsgrad von B.
Beste Zeit: Mai bis Anfang Oktober.
Talort: Garmisch-Partenkirchen (708 Meter).
Ausgangspunkt: Parklpatz Seilbahn.
Route: Vom Kreuzeckhaus zunächst zur Hochalm (1704m). Danach in Serpentinen hinauf zum Osterfelder. Vom Osterfelder ohne Höhenunterschied in knapp 15 Minuten zum Einstieg der Alpspitz-Ferrata.Der Klettersteig ist einfach und bestens gesichert. Auch die Orientierung ist dank des durchgehenden Drahtseils problemlos. Zunächst überwindet man einen steilen, sehr gut gesicherten Felsfuß. Auf diesen folgen zwei markante, einfach zu begehende Leitern aus Eisenbügeln. Auf einem kleinen Plateau vor dem Höllentor-Kopf beginnt der knapp 300 Höhenmeter umfassende, weitgehend sehr gut gesicherte Aufstieg über wenig steile Felsblöcke. Weiter oben gelangt man zum Nordgrat mit Blick auf die Ostwand der Zugspitze. Hier beginnt die anspruchsvollste und steilste, jedoch ebenfalls sehr gut gesicherte finale Passage zum Gipfel.
Der etwas anstrengende Abstieg über den steilen, östlich gelegenen Geröllhang hinunter ins Oberkar mit anschließender Begehung des einfachen Nordwandsteigs (eine Leiter und zwei Tunnel) ist zwar die schnellste, aber auch die unbequemste Route hinab. Alternativen sind der Mathaisenkarsteig oder über die schwierige Schöngänge.
KLETTERSTEIG KARWENDEL TOUR 5: JUBILÄUMSGRAT | 423 hm | 9,1 km | SCHWER (D)
Der Jubiläumsgrat ist der Ostgrat der Zugspitze und verbindet den höchsten deutschen Berg über die Gipfel Innere, Mittlere und Äußere Höllentalspitze mit der Alpspitze. Seine Begehung ist zweifelsohne ein Alpenklassiker. Und aufregend ist die Begehung allemal: scharfe Gratschneiden, ausgesetzte Klettereien bis zum III. Grad (UIAA), massenweise loses Geröll – und eine erbarmungslose kraft- und nervenzehrende Länge. Absolut nur für Geübte Klettersteiggänger oder geübte Bergsteiger zu empfehlen!
Beste Zeit: Mai bis Anfang Oktober.
Talort: Garmisch-Partenkirchen.
Ausgangspunkt: Zugspitze.
Route: Zuerst im Touristenrummel in Richtung Zugspitzgipfel (Leiter A/B), kurz vor dem Gipfel links auf Steigspuren (A) zur Abzweigung des Höllentalanstieges. Ab dort weiter im Bereich des Grates (Wegspuren) bis man auf die ersten Kletterstellen trifft (1-2), abwärts kletternd gelangt man zu einer glatten Rinne (3-), die auch gleich die erste Schlüsselstelle darstellt. Nach der Rinne klettert man wieder aufwärts (2) und folgt im stetigen Auf- und Ab dem Grat bis zur ersten drahtseilversicherten Klettersteigstelle (B). Weiter auf dem Grat (2-, Klettersteigstellen bis C) bis man erneut luftig in eine Scharte abklettern muss (2+, kleiner, brüchiger Überhang). In der Scharte rechts vom Grat auf den nächsten mächtigen Turm, von diesem steig man zur Abzweigung zur Knorrhütte ab (A; die Abzweigung ist beschildert).
Abzweigung Knorrhütte – Bergstation Alpspitzbahn (mehr Klettersteig als Klettertour):
Von der Abzweigung immer im Bereich des Grates (tlw. A/B, aber auch Gehgelände) zum Biwak (Grathüttl, 2684 m). Danach auf- und absteigend (A/B, 2- und C) bis zur markant gelblichen Volkarspitze. Der Anstieg auf die Volkarspitze (D) stellt die klettersteigtechnische Schlüsselstelle dar, sehr luftig und ausgesetzt geht es aufwärts. Danach wieder leichter, immer im Bereich des Grates (A und 1-) auf den Hochblassen zu, bis man zu einer rot markierten Abzweigung gelangt. Dort links hinunter (tlw. versichert A/B), unter den Nordabbrüchen des Hochblassen vorbei, steigt man wieder in einer Rinne (A/B) zum Grat auf. Ab dort kurz auf dem Grat, dann auf Steigspuren im Schutt zur Grießkar Scharte (2463 m) hinunter. Von der Scharte steigt man auf die Alpspitze (Aufschwünge bis A/B), den letzten Gipfel der Tour (man kann auch schon kurz vor dem Gipfel nach links zur Alpspitz-Ferrata – dem Abstiegsklettersteig – queren). Vom Gipfel folgt man östlich den Drahtseilen über die sog. Alpspitz-Ferrata (tlw. Stellen bis B) hinunter auf die Wiesen kurz vor der Alpspitzbahn-Bergstation. Die Station wird in wenigen Minuten erreicht – letzte Talfahrt um 17.00 Uhr. (GPS Tourdaten).
Fazit: Klettersteig Karwendel – die fünf schönsten Klettersteige in den Voralpen
Fünf schöne Klettersteige im Karwendel und in den Voralpen – alle gut von München aus erreichbar. Wenn Ihr weitere Tipps habt, bitte einfach im Kommentarfeld posten, wir ergänzen gerne. Unser Tipp für Einsteiger: Der Mittenwalder Höhenweg – ideal für Einsteiger die ihren ersten Klettersteig gehen möchten.
Video Faltbares Isositzkissen
https://www.youtube.com/watch?v=ntdCsWLHXMc
Zum Ende des Artikels, noch ein Bergsteigertipp unserer HIKE+BIKE Redakteurin und Expertin für Bergsteigen, Sandra Fehrenbach. Diesen solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen:
Sandra Fehrenbach // HIKE+BIKE Expertin für Bergsport
"VERTRAUEN: Nichts ist beim Bergsteigen wichtiger als das Vertrauen, das Vertrauen in deinen Körper, das Vertrauen in deinen Partner, das Vertrauen in die Ausrüstung und das Material.
Vor allem solltest Du dir selbst vertrauen.
Ich vertraue mir selbst und habe deshalb meine Erfahrung genutzt, um mit HIKE+BIKE gemeinsam Produkte zu testen und zu entwickeln.
Produkte der hauseigenen Outdoormarke CNOC, denen wir vertrauen.
Ich habe dir eine Auswahl meiner persönlichen Empfehlungen zusammengestellt, klicke hierzu einfach auf den Button."
8 Kommentare
Respekt für deine sehr aufwendig gemachten Artikel. Immer astrein mit Bildern und Karten. Da merkt man einfach dass die Leidenschaft da ist.
Viele Grüße
Jochen
Hi Jochen, dank dir. Feedback und wenn es dann Lob ist, tut immer gut! Beste Grüße aus München
Hi Felix, irgendwann sind die klassichen Wanderblogs halt alle durch… Und Mountainbiker, Paddler, Kletterer, Taucher – irgendwie sind wir doch alle “Outdoor”, oder?
Hi Felix, klar sind Mountainbike Blogs auch Outdoor Blogs. Zwar waren bisher nur Wander-, Trekking- und Reiseblogs dabei, aber irgendwann muss das Stöckchen ja mal weiter wandern 🙂 Oder sieht das jemand anders?
Hehe, bei mir gehört der Leatherman auch zu den Top-3. Kannst du bei deinem auch zusätzliche Bits verwenden? Die machen meinen nämlich erst zum eigentlichen Werkzeugkoffer!
Hmmmm, das Titelbild macht Lust auf Sommer 😉
Liebe Grüße!
Erika
outdooractive.com
Hallo Erika, danke für das den Post, und das gerade bei Klettersteigen 🙂 Aber es bleibt wie du es sagst, der Sommer kann, nein er muss jetzt einfach kommen. LG, Felix
Sehr lässige touren!
Die Bergführer von Go-Vertical