Kaum ist man ein Stückchen ins Landesinnere gefahren, befindet man sich inmitten wunderschöner Berge
La Réunion – ein Stück Frankreich im Indischen Ozean
Urlaub La Reunion: Kreolisches Inselparadies á la francais
Kaum zu glauben: Da legt das Flugzeug in 12 Stunden über 9000 Kilometer zurück, man steigt aus – und ist immer noch in Frankreich. Doch der Kapitän irrt sich nie. Es handelt sich hier eben nur um die entlegenste Region Frankreichs mitten im Indischen Ozean, umrahmt von den bekannteren Nachbarinseln Mauritius im Norden und Madagaskar im Westen. Auf den ersten Blick mutet diese kleine Insel, die mit ihren 2.512 Quadratkilometer so groß wie das Saarland ist, so gar nicht französisch an: Weder die tropische, trockene Hitze, die Dschungel und Regenwälder noch die Vulkane in schwarzer Lavalandschaft. Auch die frisch geernteten Baby-Bananen, Papayas und Ananas oder das traditionelle kreolische Gericht Carri zählen nicht zum typischen Speiseplan der französischen Gourmet-Küche.
Gemeinsamkeiten finden sich in der offiziellen Landessprache, in der Infrastruktur und in der Währung. Auch landschaftlich gibt es kleine, feine Ähnlichkeiten: Die Sandstrände und Palmen an der Westküste könnten auch in Südfrankreich sein, hohe Berge hat La Reunion ebenfalls zu bieten – der höchste von ihnen ist knapp über 3.000 Meter hoch. Tiefe Schluchten, Wasserfälle, Kletterfelsen, Meer– ein Outdoorparadies par excellence.
Auf la Réunion fällt immens viel Regen, daher gibt es unzählige eindrucksvoller Wasserfälle. Vorteile hier: man kann daneben auch klettern!
Von der Kolonie in die EU – Urlaub La Reunion
Die ehemalige französische Kolonie gehört seit 1946 als Übersee-Departement zu Frankreich. Für Reisende bringt das den Vorteil mit, auf der Insel mit Euros bezahlen zu können, auch für die Anreise reicht der Personalausweis – man befindet sich schließlich in der EU. Entdeckt wurde die Insel zwar 1507 von den Portugiesen, aber es waren die Franzosen, die das Eiland 1640 probeweise mit ein paar Gefangenen besiedelten, bevor sie die „Ile Bourbon“, wie sie zu Ehren des Sonnenkönigs anfangs hieß, schließlich kolonialisierten. Neben Gemüse und Ost wurden Zuckerrohr und Vanille angebaut, die noch immer zu den wichtigsten Anbauprodukten zählen (daher auch der Begriff „Bourbon-Vanille“). Für den Anbau und die Ernte kamen Sklaven nach Réunion. 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft, knappe hundert Jahre später wurde die Kolonie auf den Wunsch der Bewohner hin Frankreich eingegliedert und ist damit der südlichste Punkt Europas. Heute zählt die Insel ca. 800.000 Einwohner.
Klettern bei St. Philiph – hier reiht sich eine tolle Risskletterei neben die andere, und das im bombenfesten Lavafels
Am Fels, im Wasser und in der Luft: Hauptsache Outdoor
Klar gehören Badesachen ins Gepäck, aber im Unterschied zu Mauritius ist La Réunion keine Badeinsel. Es gibt nur wenige Sandstrände im Westen der Insel, und diese können es in ihrer Schönheit nicht mit dem Nachbarn aufnehmen. Das macht aber gar nichts, denn so fährt der Massentourismus wo anders hin, und die Attraktionen der Insel werden von Individualtouristen und Outdoorfans besucht. Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo man ganzjährig so viele Outdooraktivitäten auf so kleinem Raum ausprobieren kann!
Jenseits der mit Haigittern gesicherten Badelagunen gibt es viele wunderschöne Tauch-Spots mit faszinierenden Unterwasserwelten. Mit etwas Glück können Taucher Rochen, Meeresschildkröten und Haie sichten, mit ziemlicher Sicherheit Clownfische, Muränen und große bunte Zierfische, wie man sie bei uns im Aquarium sieht. Zu Flossen und Taucherbrille müssen unbedingt Wanderschuhe in den Koffer, denn ein Wegenetz von 1000 Kilometer Länge wartet darauf, entdeckt zu werden. Ein Must ist die Besteigung des höchsten Berges Piton des Neiges oder die des Piton de la Fournaises, einer der aktivsten Vulkane der Welt.
Vom Strand durch die Tropen, erreicht man schließlich die karge Vulkanlandschaft
Wandern auf La Reunion
Auch Fernwanderer können auf dem GR R1 und GR R2 mehrere Tage lang die Insel von Nord nach Süd durchqueren. Langweilig werden die Wanderungen sicher nicht, denn es gibt Regenwald- oder Küstentouren, Kraterwanderungen sowie knackige Berganstiege auf über 3.000 Meter. Wer lieber die Kletterschuhe anzieht, kommt auf der Insel auch auf seine Kosten. Auf der ganzen Insel liegen die Klettergebiete verteilt, deren Besonderheiten im Lavafelsen liegen. Ein Topo mit allen aktuellen Klettergebieten kauft man am besten vor Ort, wir wurden im Bücherladen in St. Leu fündig (Réunion Escalade von Philippe Grandremy).
Kletterer haben die Wahl zwischen Sportkletter- und Mehrseillängentouren, empfehlenswert ist z. B. der Piton de Sucre in der Nähe vom Bergdorf Cilaos. Die Zustiege für die Mehrseillängentouren sind kurz, allerdings muss man erst abseilen, um dann wieder hinaufzuklettern – Halbseile sind hier von Vorteil. Am Piton de Sucre klettert man immer in der Nähe des Wasserfalls, der übrigens auch für Canyoning-Touren interessant ist. Da es viele Routen gibt, die nebeneinander verlaufen, kann man nach der vierten Seillänge auch kurz am Wasserfall pausieren und quasi während der Klettertour in der Wand baden gehen – die Badestelle ist perfekt, und man ist garantiert alleine. Wo gibt es schon so etwas?
Taucherparadies La Reunion: zum Glück ist es an der Küste fast immer sonnig und trocken!
Falls am Piton des Neiges Wolkenfelder den 360 Grad Blick auf die Insel verwehrt haben, gibt es noch andere Möglichkeiten: Auf Grund der guten Thermik ist die Westküste von La Réunion bei Paraglidern sehr beliebt – von früh bis spät sind sie in der Luft. Tandemflüge werden von St. Gilles bis St. Philippe angeboten, und da das Wetter an der Küste immer gut ist, gibt es von hier ungetrübte Sicht. Möglichkeiten, diesen kleinen Insel-Exoten kennen zu lernen, gibt es also genügend!
