Wandern im Sarntal – zur Sarner Scharte
Das Sarntal: Tradition und Natur pur
Das „Revier“ Region Bozen
Bozen ist die Landeshauptstadt Südtirols und liegt in einem Tal-Kessel auf 262 Metern Höhe zwischen den Sarntaler Alpen und den Dolomiten. Die umliegenden Berge sind sowohl für Biker als auf Wanderer ein Paradies. In den vergangen Jahren haben wir uns bereits auf mehreren Trails, die von März bis November schneefrei sind, und mit ihren drei Gondeln leicht zu erreichen sind, ausgetobt. Mit dabei war der Ritten-Trail (erreichbar mit der Rittner Gondel) und der Jenesien-Trail. Biken hat sich in der Region herumgesprochen und so verwundert es nicht, dass sich immer mehr Downhiller und Freerider, die sonst ihre Zelte am Gardasee aufgeschlagen haben, sich in der stets von der Sonne verwöhnten Region tummeln. Diesmal aber steht nicht Mountainbike auf dem Programm, sondern eine schöne Bergtour im Sarntal, das etwas idyllisch gen Norden von Bozen in Richtung Penser Joch hinausführt. Also die Cleats mit den Wanderschuhen ausgetauscht und im schönstem Spätsommer die Sarner Scharte angepeilt.
Das Sarntal: Tradition und Natur
Treffpunkt ist morgens um 9.00 Uhr am Hotel Greif, direkt zentral in Bozen gelegen. Ich bin mit Florian verbredet, der zwar gebürtig aus dem Pustertal kommt, aber immerhin seit knapp einem halben Jahr in Bozen lebt. Es hätte viel Berge hier in der Gegend an diesem sonnendurchflutetem Morgen geben können, aber wir haben uns für das Sarntal entschlossen, das den Ruf einer gewissen „Unentdeckheit“ besitzt. Das lässt sich ändern – aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, kenne ich das Tal auch nur vom Navi, wenn ich über die Brennerautobahn gen Süden fahre. Viel Materialcheck ist nicht notwendig, wir haben uns zu einer mittelschweren Bergtour verabredet. Also keine Zeit verlieren und schon sind wir auf dem Weg nach Norden. Das Tal erreicht man durch eine Landstraße mit 21 Tunneln – das wird gerade mit großem Aufwand verändert. Bagger und Bohrer fressen sich in gerader Linie in Richtung Sarnheim hinauf, wenn alles fertig ist, braust man schneller durch die dann nur acht Tunnel. Schade eigentlich, ich finde die bisherige Strecke durchaus ausreichend. Aber nun gut.
Nach der letzten Tunnelausfahrt lichtet sich der Blick auf das Sarntal. Eher mild und grün fließen die Bergrücken gemütlich gen Norden, nicht so schroff und steil wie die Korallenriffe in den benachbarten Dolomiten. Genau richtig für den heutigen Tag, am nächsten Morgen steht eine anstrengende Rennradtour auf dem Programm. Für die Runde haben wir 4-5 Stunden veranschlagt, gemütlich. Weitere „Locals“ werden heute nicht dabei sein, erklärt mir Florian. Der Grund ist ein Guter. Mit dem Sarner Kirchtag steht das größte traditionelle Volksfest unter freien Himmel in Südtirol statt – immer am ersten Septemberwochenende. Drei Tage dauert das Volksfest mit abschließendem Bauernmarkt. Da muss der Berg mal für drei Tage Pause machen.
Auf den Hausberg der Sarner: Die Sarner Scharte
Wir parken das Auto leicht erhöht von Sarntal, um ein paar Meter Aufstieg auf Asphalt zu sparen. Es ist ein Samstag und nur wenige Wanderer haben sich ob des Festes auf dem Wanderparkplatz verlaufen. Wir steigen mit einer kleinen Jause im Gepäck und bei bestem Sonnenwetter empor. Unterwegs erhalte ich ein paar Fakten zur Wanderregion Sarntal: Über 500 Kilometer markierte Wege und 140 Gipfel lassen sich erwandern und erbiken. Für Einsteiger gibt es im Tal leichte und beschauliche Ausflüge mit geringer Steigung, wer sich in höhere Lagen begibt, kann ein voralpines Panorama samt Bergwelt genießen. Urige Hütten und ursprüngliche Almen durchziehen die flächenmäßig größte zusammenhängende Gemeinde Südtirols. Und genau von den urigen Berghütten können wir uns bereits nach 30 Minuten überzeugen. Das laute „Muh“ einiger Kühe kündigen die erste Almwirtschaft an, die herrlich in der Sonne liegt und zur Jause einlädt. Die „Waldrast-Hütte“ kommt für uns zu früh, wir nehmen einen Abzweiger an zwei Eseln vorbei uns steigen nun etwas steiler in Richtung Sarner Scharte. Nach gut einer Stunde geht der Mischwald deutlich zurück und der Blick von aus einem Latschenkieferhain hinab ins Tal und auf einen oktoberfestartigen Parkplatz wird frei. Hier müssen alle 6.951 Einwohner des Tals parken und auf dem benachbarten Kirchtag feiern. Besser das Auto bleibt auch dort stehen – in Italien konfisziert der Staat das Auto, fährt man betrunken mit dem eigenen PKW.
Wir laufen gemütlich weiter und entschließen uns auf einem kleinen Plateau die erste Rast zu machen. Gen Süden kann man schon das riesige Gipfelkreuz der Sarner Scharte erblicken, gen Norden den versicherten Steig hinauf zu einem Sattel, unser nächstes Zwischenziel. Florian hat einheimische Schokolade im Hauptfach verstaut. Die Kombination aus Süßem und warmer Spätsommersonne samt schönen Ausblick auf die milden Hügel des Sarntals lassen uns gut 20 Minuten in der Sonne sitzen. Der letzte Teil des Aufstiegs erfordert ein wenig Trittsicherheit, macht aber am meisten Spaß. Eine Drahtseilversicherung und ein paar Minuten später stehen wir auf dem Sattel und müssen eine Entscheidung treffen. Doppelgipfel oder gleich hoch zur Scharte. Es ist früher Mittag, die Sonne scheint und ein zweites Gipfelkreuz ist in Sichtweite. Was will das Wanderherz mehr.
Doppelgipfel: Villandersberg und Sarner Scharte
Gemütlich schlendern wir zum ersten Gipfel. Von unten hat der Berg noch eine richtige „Westwand“, die durchaus Eindruck macht, von oben geht der Bergrücken und ein flaches Plateau über und man kann das gesamte Sarntal und die gegenüberliegenden Dolomiten erblicken. Schlern, Rosengarten, Sellastock, Geisler-Gruppe, Marmolata – wie auf einer Fototapete reihen sich die Klassiker vor unseren Augen auf. Den Villandersberg haken wir schnell ab – einer von den 140 Gipfeln wäre dann schon mal weg. Drüben blitzt schon das riesige Kreuz der Sarner Scharte, die wir gut 30 Minuten später erreichen. Nahe des Kreuzes bauen sich jede Menge Steinmandl auf – es sieht aus wie Steingarten auf 2.500 Metern. Das zweite Gipfelkreuz nehme ich dann richtig. Wie auf einem Dreimaster zum Ausguck sind Tritte befestigt, klar, dass die erstürmt werden müssen.
Wir verschieben die Jause auf einen Berggasthof der im unteren Teil der Tour liegt. Der Abstieg geht mühelos über die Südflanke, weiter unten rasten wir in einem urigem Almgasthof (Tengler Alm). Neben einer Monster-Kuchenrolle und einem Cappuccino verirrt sich dann doch noch ein Sarntaler vom Kirchtag auf die Alm. In engen Lodenhosen mit einem breiten Ledergürtel („Fatsch“) und Hosenträgern („Krax“) trägt der junge Mann einen handgestrickten „Jangger“. Die Tracht wird nicht nur an Feiertagen von den Sarnern getragen und hebt sich stark von denen andere Südtiroler Trachten ab, wie mir Florian erklärt. Mir gefällt’s und außerdem bin ich Trachten von der Wiesn gewohnt. Der Tag geht mit der sinkenden Sonne langsam zu Ende und wir schlendern über ein Wildstiergehege bis zum Parkplatz zurück. Mir hats gefallen. Neben einer schönen Bergkulisse und urigen Berghütten hatte ich noch die Möglichkeit, ein wenig über die sehr traditionsbewussten Sarner zu erfahren. Und, ich habe mir vorgenommen wieder zu kommen und die bekannte Hufeisentour zu gehen, die wir vom Gipfel gut erkennen konnten. Wer die Tour nachlaufen möchte, hier die Tourdaten.
Weiterführende Links
Sarntal – Informationen und Angebote
Südtirol – Ferienregion in Norditalien
Wanderung durchs Sarntal – die Hufeisentour