Der Stilfserjoch Nationalpark – Wandern zwischen der Lombardei und Südtirol
Einer der größte Naturschutzgebiete Europas: Der Stilfserjoch Nationalpark
Es ist die Verbindung zwischen Lombardei und Südtirol, die einem der größten Naturschutzgebiete Europas den Namen gibt: dem Nationalpark Stilfser Joch, der rund um den gleichnamigen Alpenpass liegt. So geschützt und beschaulich der Nationalpark auch sein mag, die Passstraße ist nicht nur eine historische Verkehrsader, sondern auch ein internationaler Treffpunkt der Motorradfahrer. Und auch bei Automobilisten sind die 50 Kilometer übers Stilfser Joch eine beliebte Ausflugsstrecke.
Diese Attraktivität ist kein Wunder, denn schon in der Bronzezeit diente der Pass als Übergang. Auch wenn er als Verkehrsweg nie die erste Rolle spielte, war er doch – meist militärstrategisch – wichtig. Ob in der Antike von den Römern oder im Mittelalter von Mailändern und Spaniern, meist ging es um Verstärkung von Truppen. Und im Ersten Weltkrieg verlief hier die Italienfrontmit ihren Stellungen, deren Ruinen bis heute erhalten sind. Wer also die 48 Kehren von Prad nach oben fährt, hat historischen Boden unter den Rädern. Allerdings ist heute die Infrastruktur mit Restaurationsbetrieben deutlich einladender als je zuvor. Zumindest wurde das Stilfser Joch in all den vergangenen Jahrhunderten seiner verbindenden Bedeutung gerecht.
Stilfserjoch Nationalpark: Der große gemeinsame Park
Der über 134000 Hektar große “Stilfserjoch Nationalpark” (Parco Nazionale dello Stelvio) in den vier italienischen Provinzen Sondrio und Brescia (Lombardei) sowie Bozen und Trient (Trentino-Südtirol) ist eines der größten Naturschutzgebiete in Europa. Er grenzt an das Val Müstair und den Vinschgau, das Ultental, das Val di Sole, Valcamonica, das Veltlin, das Val di Livigno, den Schweizerischen Nationalpark im Engadin (Graubünden) und den lombardischen Regionalpark Adamello. Die Parkfläche erstreckt sich über das Gebiet der Gemeinden Bormio, Livigno, Sondalo, Valdidentro, Valdisotto, Valfurva, Glurns, Laas, Latsch, Mals, Martell, Prad, Schlanders, Stilfs, Taufers, Ulten, Peio, Pellizzano, Rabbi, Ponte di Legno, Temù, Vezza d’Oglio und Vione.
Das zwischen Ende Mai und November geöffnete Stilfserjoch ist mit 2.757 Meter Höhe der höchste Gebirgspass in Italien. Außer für sein Stilfserjoch Skigebiet ist er vor allem auch für den seit einigen Jahren immer Ende August/Anfang September veranstalteten Stilfserjoch Radtag bekannt, bei dem Tausende von Radlern die 25 Kilometer von Prad bis zur Passhöhe Stilfser Joch bewältigen.
Der Stilfserjoch Natinalpark im Überblick
Fauna und Flora konnten sich in dem bereits 1935 gegründeten Stilfserjoch Nationalpark über die Jahrzehnte gut entwickeln. In den Wäldern und Tälern sowie an den Gletschern, Bächen und Flüssen im Nationalpark Stilfserjoch leben bis heute Hirsche, Gämsen, Adler, Steinböcke, Füchse und Spechte in der unberührten Natur inmitten von Edelweiß, Gletscher-Hahnenfuß und Kohlröschen.
Der Stilfserjoch Nationalpark wird somit besonders auch als schönes und landschaftlich reizvolles Wanderareal geschätzt, geführte Wanderungen ab den vier thematisch unterschiedlich gestalteten Nationalparkhäusern „aquaprad“ in Prad, „culturamartell“ in Martell, „lahnersäge“ in St. Gertraud im Ultental und „naturatrafoi“ in Trafoi bieten interessante Einblicke in das gesamte alpine Leben. Informationspunkte aber bietet der Park noch mehr, beispielsweise mitten in Schlanders die Ausstellung „avimundus“, die sich den Vögeln der Region widmet und Hintergründe über ihr Leben und ihren Lebensraum, vor allem aber auch über ihren Gesang als Kommunikationsmittel vermittelt.
Auch die zentralen Nationalparkhäuser sind speziellen Themen gewidmet. So zeigt das „aquaprad“ die Fischwelt der Gebirgsseen, Bäche und Flüsse. Das Nationalparkhaus „lahnersäge“ erstreckt sein Spektrum vom Wald über den einzelnen Baum bis zum Holz und seiner Verarbeitung. Auf den Boden und die Gesteinskunde, aber auch auf die Flora und Fauna des Hochgebirges konzentriert sich das „naturatrafoi“. Und im „culturamartell“ steht der Mensch und sein Dasein in der rauen Natur der Alpen im Mittelpunkt: Hier wird der Gast mit dem bäuerlichen Leben auf dem Berghof vertraut gemacht.
Wandern im Stilfserjoch Nationalpark
Eine gemütliche Familienwanderung ist zum Beispiel diejenige zu den „Heilligen Drei Brunnen“ in Trafoi, der Hinweg beträgt lediglich rund 45 Minuten. Stationen der Wanderung sind die Pfarrkirche, der Campingplatz, die Kaserne und der Grillplatz mit Bänken und Brunnen. Weiter geht es über den Madatschbach zum kleinen Kirchlein mit seinen Buntglasfenstern, Devotionalien und Danksagungen für erfolgte Wunderheilungen. Im benachbarten Brunnenhaus kann die Legende von den „Heilligen Drei Brunnen“ nachgelesen werden. Die Sicht auf die Nordwestflanke des Ortlers ist wahrhaft beeindruckend.
Etwas länger und fordernder gestaltet sich hingegen eine andere Wanderung im Stilfserjoch Nationalpark. 5 Stunden benötigt man ungefähr für die Bergtour auf die Vordere Rotspitze, Startpunkt ist der Parkplatz der Enzianhütte im Talschluss des Martelltals, der Rundweg beinhaltet die Vordere Rotspitze in 3033 Meter sowie die Marteller Hütte in 2610 Meter Höhe.
Wintersport in Sommermonaten
Durch seine seltene Eigenschaft, eines der letzten Sommerskigebiete der Alpen zu sein, ist das Stilfserjoch Skigebiet von Pfingsten bis November auch ein regelmäßiges Ziel vieler europäischer Ski-Nationalmannschaften. Insgesamt sechs Bahnen und Lifte bringen die Sportler auf Höhen zwischen 2.760 und 3450 Meter.
Noch mehr Besucher und Teilnehmer zieht im Sommer aber der bereits weiter oben erwähnte Stilfserjoch Radtag an. Die an diesem Datum alljährlich für den motorisierten Verkehr gesperrte Straße von Trafoi nach Bormio wird dann von zahlreichen Radlern und auch einigen Wanderern bevölkert.
Sehenswerte Ausflugsziele im Gebiet des Nationalparks und rund um das Stilfserjoch sind außerdem der 14400 Quadratmeter große botanische Garten „Rezia“ mit seinen über angepflanzten 1200 Arten in Bormio, das Besucherzentrum „Area Faunistica Runcal“ in Peio mit dem Haus der Hirsche „Casa dei Cervi“ sowie das „Haus der Berge“ und das „Messner Mountain Museum“ im Ortsteil Sulden der Gemeinde Stilfs.
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