Mountainbiken in den Piemonter Bergen in Norditalien

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Bike Piemont

Bike Piemont – am Fuße des Bike Park Monte Rosa

Mountainbiken in den Piemonter Bergen in Norditalien

Im Piemont gibt es alles, wovon Mountainbiker träumen: Urige Almen, feine Trails und natürlich bestes Essen

„Mountainbiker sind halt einfach die besten Gäste“ erklärt Bike-Hotel-Chefin Laura Zenga diese erfreuliche Geisteshaltung. „Biker lieben die Berge, wissen Service-Leistungen zu schätzen – und haben nach der Tour einen ordentlichen Durst!“ Freilich, die Region Biella im Piemont steht erst am Anfang, ein Bike-Hot Spot in Norditalien zu werden. Viele Wege sind noch zu markieren, viele Hotels müssen sich noch in Sachen Service auf ihre pedalierenden Gäste einstellen – aber wer die ersten Schritte nicht geht, wird nie ankommen. „Wir haben zwar keine Probleme mit Schnee, aber trotz dem sind die Biker für uns als Sommergäste immer wichtiger. Wir müssen noch viel mehr für diesen Sport tun“.

Konsequenterweise hat sich Laura Zenga schon früh als Bike-Hotelerie der ersten Stunde positioniert und ist treibende Kraft hinter dem Projekt, das Piemont und die Region Biella für die Herzen der Hardtail- und Enduro-Piloten zu gewinnen. Der Tisch ist ja gedeckt – ein atemberaubendes Netz an Wanderwegen und Pfaden bietet das Piemont von Natur aus an. Die schmalen Wege, die sich Igor für den Start des Tripps im Piemont ausgeguckt hat, gab es zum Teil schon vor gut 3000 Jahren. Ein weit verzweigtes Netz aus Pilgerwegen und Pfaden zu abgelegenen malerischen Gehöften und Siedlungen macht das Piemont für erlebnishungrige Biker so interessant.

 

MTB Piemont

Blick auf Bagneri im Piemont

Startpunkt unserer dreitägigen Tour durch die Täler im äußersten Westen Italiens ist Santuario di Graglia bei Biella. Wir laden unsere Hardtails aus den Fahrzeugen und sind gespannt, was sich Igor für die nächsten beiden Tage für uns ausgedacht hat. Breite Fahrwege, Freeride oder eine Genusstour durch die Piemonter Bergwelt? Der erste Tag ist K&K – Kultur und Kulinarik stehen im Vordergrund. Also eingeklickt und los geht´s. Ohne nennenswertes Auf- und Ab erkunden wir die Region nördlich von Turin, die sich „Amphietheater“ nennt, auf dem Panoramweg „Tracciolino“, der immer wieder die Bühne für schöne Ausblicke in Richtung Turin frei gibt. Das erste Etappenziel ist der „heilige Berg“ am Santuario di Oropa. Bevor wir die „schwarze Madonna“ in Augenschein nehmen können, machen wir einen der Abstecher, der die Ursprünglichkeit des Piemonts so besonders macht. Ein kleiner trailiger Stich geht hinab zu einem kleinen, halb verlassenen Bergdorf, das auf den Namen Bagneri hört. In dem Bergtal im Hinterland von Turin, der Biella, gibt es keine Lifte, wenig Tourismus und noch weniger Hektik – aber viele steile Fahrwege und verlassene Steinhäuser, trailiges Gelände, das man sich erst erschließen muss. Bike-technisch kartographiert ist hier wenig, aber das macht den Reiz aus. Das Piemont will für Mountainbiker erst noch erarbeitet werden. Hier sind wir.

Das letzte Teilstück für den heutigen Tag zum Bike Hotel Oasi Zegna führt über den Passo Colle della Colma. Bikers Heaven, zumindest für die, der Pässe pedalieren mögen. Spät treffen wir ein und plaudern mit der Gastgeberin bei vielen guten Schlücken Wein über die Bergwelt des Piemont und die Zukunft für Biker.

Blick auf die Oasi Zegna

Blick auf die Oasi Zegna

Biken im Piemont – Piemont bedeutet so viel wie das “Land am Fuß der Berge”

Der Wein war schwer und die Nacht kurz – kaum steht die Sonne über der malerischen norditalienischen Landschaft, baut ich Igor in bester Bike-Montur vor uns auf. Der Weg ist lang und das Tal ist steil. Wir müssen los. Igor mahnt zur Abfahrt. Wir verabschieden uns von Laura und machen uns auf die längste Etappe der Drei-Tages-Tour. Wir schieben die Hardtails der wärmenden Sonne entgegen. Vom Startpunkt gibt der Guide einen Überblick über den ersten Tourabschnitt. Startpunkt ist Boccheta Sessera. Wir schauen auf grüne Bergflanken, die sich im gegenüberliegenden Bergrücken aufbauen und den Weg, der sich durch das Tal schlängelt. Hinauf führt ein langer, aber nicht sonderlich steiler Schotteranstieg, der sich an urigen Steinhäusern entlang fädelt und schließlich am Passo Boccetta della Boscarola seinen höchsten Punkt findet und damit den Übergang ins Valsesia beschreibt, unserem heutigem Etappenziel. Wir klicken ein und machen uns auf die Abfahrt ins Tal und auf die Durchquerung der Oasi Zenga, einem Schutzgebiet, das nach und nach für Biker besser erschlossen werden soll.

Mittlerweile ist der vorläufig höchste Punkt am Passo Bocchetta della Boscarola erreicht. Das Aostatal und den dahinter liegenden „König“ Monte Rosa werden wir erst morgen einen Besuch abstatten – der Gipfelschau und dem Panoramablick tut das aber kein Abbruch. Großes Landschaftskino. Oben angekommen legen wir im Kopf den Hebel sofort auf Abfahrt. Nach kurzer Schotterabfahrt erwartet uns ein letzter Aufstieg zur Bergstation des Ski- und Snowparks Alpe di Mera.

Das Piemont im Norden von Italien

Das Piemont im Norden von Italien

Abseits der klassischen Routen gibt es für Biker im Piemont noch viel zu entdecken

Für den Nachmittag sind wir mit einem weiteren Piemontesen verabredet. Marco hat in Scopello ein Stück Mountainbike-Geschichte geschrieben – den Bike Park „Alpe di Mera“ hat er zusammen mit vielen Helfern und Downhill-Enthusiasten in Eigenregie am Bergrücken der Alpe Mera und des dazugehörigen Skigebiets angelegt. Der „Trailmaster“, Besitzer der Bike-Schule Valessia Sport, hat als einer der Ersten in der Region der Provinz Valsesia einen Downhill-Parcourt angelegt, der sogar schon ein Enduro-Race zu Gast hatte. Vor der Abfahrt gibt er uns ein paar Auskünfte über die möglichen Abfahrten: Blau, rot und schwarz stehen zur Auswahl, wobei nach einem dialogischem Scharmützel mit den Betreibern der Bergbahn, der sich über die letzten Jahre um Geld und Zuständigkeiten gedreht hat, Marco empfiehlt, die Schwarze Variante lieber links liegen zu lassen. Die Wartung und das „Putzen“ der Strecke obliegen seit diesem Jahr nicht mehr den Enthusiasten des „Mera Bike Park“, sondern werden von den Angestellten der Bergbahn übernommen. Angesichts seiner motiviert wirkenden Ansprache und Begleitung, befürchte ich das Schlimmste für die als Genuss-Tour angekündigte Runde. Doch bereits nach den ersten Fahrmetern zeigt sich, dass meine Bedenken unbegründet sind. Das Tempo ist angenehm, stets bleibt Zeit für ein Pläuschchen. Und so erfahre ich am Fuße eines Drops, das Marco einer der Bike-Pioniere der Region ist und neben der Bike-Schule im Winter für die Bergbahn-Gesellschaft des Skigebiets Monte Rosa-Ski als Technischer Leiter verantwortlich ist. Er kennt also das Terrain, das für den morgigen Tag auf dem Plan steht, wie seine Westentasche.

Wir halten uns weiter auf dem leichteren und gut gepflegten Teil des Downhill-Parcours auf. Dicht an dicht stehen die Baumstämme. Sonnenlicht dringt, wenn überhaupt, nur in fein gesiebten Strahlen zum Boden vor. Der Pfad hat keine Mühe, seinen Weg durchs Labyrinth zu finden. Blaue-Linie heißt der Traum von einem Single-Trail, der mal verblockt, mal mit einem herrlichen Flow durch den Wald der Alpe die Mera fließt. Die Nacht gastieren wir in Scopello, einem beschaulichem Ort im Valsesia. Nur ein paar Häuserwürfel, wie zusammengeschoben von zwei steilen Talflanken, bilden den Ort. Der Bergbach, die Sesia, sprudelt über kleine Stufen durch sein Bachbett. Keine 400 Einwohner gehen hier ihrem Tagewerk nach. Der Ort zu Füßen der Alpe Mera ist ein wirkliches Idyll – zumindest im Sommer. Und er wartet nur darauf, von Bikern wachgeküsst zu werden.

Sacro Monte di Oropa

Der Sacro Monte di Oropa wurde ab 1617 zusätzlich zu der schon bestehenden marianischen Wallfahrtskirche erbaut, die zu den ältesten Kultstätten des Piemonts gehört

Biken im Piemont  die Valsesia bietet von weichen Hügeln bis zum Monte Rosa Massiv alles an

Der Punta Indren ist mit 3.260 Metern Alagnas Hausberg Nummer 1. Vom Tal aus kann man ihre kahlen Gkipfelkuppen gut erkennen. Der Blick auf den Monte Rosa, einem ausgedehntem Gebirgsmassiv in den Walliser Alpen, das die Grenze zwischen der Schweiz und Italien markiert, ist beeindruckend. Sein Hauptgipfel, die Dufourspitze, ist mit 4.634 Metern der höchste Punkt der Schweiz und auch des gesamten deutschen Sprachraums. Man könnte zur Bergstation, zum Passo Salati hinaufkurbeln – genau dieser Grat beschreibt auch die Grenze zwischen dem Piemont und dem Aostatal. Man darf aber auch mit der Gondel hinauf und sich die Kräfte für die Abfahrt aufsparen. Auf 2.971 Metern Höhe schälen wir uns nun also aus der Seilbahn und nehmen die Schotterstraße Richtung Morgensonne. Ganz schön windig hier oben. Ein leichter Nieselregen setzt sich auf dem Windbreaker nieder. Aber das wird schnell zur Nebensache, denn da wachsen gerade Zähne am Horizont. Mit jedem Meter den wir uns hier ins Tal hinab stürzen, schieben wir den Sichtschutz des Monte Rosa-Massiv nach unten. Ein unfassbarer Anblick. Und stürzen ist dabei gar nicht übertrieben, denn auf den drei Kilometern rutschen unter den Reifen mal schnell 600 Höhenmeter nach unten weg. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen die Ausblicke. Aber, ach so, wir müssen ja nach weiter bergab. Marco kennt die Aussicht ja auch schon. Der Guide brennt vielmehr darauf, uns endlich diesen Singletrail zu zeigen, von dem er uns heute Morgen so lange erzählt hat. Also weiter. Kurz nachdem die Talstation in Sichtweite kam zweigt der Pfad endlich ab. Ganz schön steil. Und ziemlich ruppig. Ich bin froh, dass wir uns doch noch ein paar Meter warm gefahren haben, bevor es hier zur Sache geht. Trotz des Gefälles brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit, bis wir an Höhe verloren haben.

Biken im Piemont

Das Skigebiet Monte Rosa bietet im Sommer die Bühne für flowige Trails im Piemont

Adrenalin im Freeride Park von Alange: Sechs Gondeln – mehr Trails

Wer sich hier austoben will, kann sich auf der Infrastruktur des Skigebiets Monterosa Ski nach Herzenslust tun. Mit sechs Liften schwebt man königlich über die im Sommer vernarbten Bergrücken des Monte Rosa-Massivs am Fuße des Indren Gletschers, immer auf der Suche nach den besten Trails. Marco kennt sie, und schleust uns über handtuchschmale Bergpfade durch die Bergwelt des Aostatals. Leider fehlt und die Zeit, das gesamte Gebiet zu erkunden und ein aufziehendes Gewitter zwingt uns zum Rückzug auf die Bergstation am Passo Salati. Von hier aus können wir unsere Augen zum letzten Mal von Valsesia, über Gressoney und die Seen der Po-Ebene wandern lassen. Einfach unvergesslich!

Doch das eigentliche Highlight dieser Abfahrt präsentiert sich erst aber der Mittelstation, der Pianalunga. Unsere Freeride-Gang ist voll in ihrem Element. Zunächst windet sich der Kurs durch offenes Gelände, später, in den unteren bewaldeten Hängen wird aus dem schnellen Flowtrail oft ein kniffliger Wurzelpfad, bevor wir durch die typischen Walserdörfer und Wassermühlen, die die Region zu einem unvergesslichem Ort für Biker machen, zurück nach Alange rollen.

 

Mountainbike Piemont

Guide Marco auf der Schlussetappe – Durchfahrt durch ein Walserdorf oberhalb von Alange

Mouintainbike im Piemont – Biken für Erstendecker

Die Biella und das Tal Valsesia stehen für eine pfiffige Kombination aus feinster Gebirgslandschaft, ursprünglichen piemontesischen Dörfern und einer Kombination aus Singletrails mit Seilbahnen am Fuße des Monte Rosa. Wer maximalen Trailspaß sucht, tobt sich in der im Bike Park Alpe Mera oder auf den Trails des Monterosa Skigebiets aus, wer das Ganze mit einer ordentlichen Anstiegsleistung kombinieren möchte, verbindet die Runde zu einer Drei-Tages-Rundtour. Noch hat sie keinen Namen, Erstbefahrer leisten Pionierarbeit. Wer ein Bike-Revier sucht, das zwischen Genusstour und Freeride Hot Spot pendelt, der kommt in den Norden Italiens. Hier zieht das Piemont alle Register: gigantische Aussichten, beste Küche und unfassbare Trails.

Walserdorf Piemont

Unvergessliche Eindrücke – Der Trail führt direkt durch ein kleines Walserdorf

Infos Biken im Piemont – der Spot

Unterkünfte Region Biella
Rund um Biella wird man reinrassige Bike-Hotels suchen müssen, gute Basislager sind:

Cadafè Hotel
At Sanctuary of Saint John of Andorno
Campiglia Cervo
Tel. +39 015.60007/ 338 7970834

Locanda Bocchetto Sessera Oasi Zegna
Loc. Bocchetto Sessera/Bielmonte Tel.
+39 015 744115
www.bocchettosessera.com

Unterkünfte Region Valsesia

Albergo Passepartout
Via Roma n.15 – 13028
Scopello (VC) Tel. +39 0163 735315, +39 347 3212995
www.albergopassepartout.it

Check-in Hotel Indrenhus
Via dei Walser, 18 – Alagna Valsesia (VC)
Tel. + 39 0163 91152
www.indrenhus.it

Skiregionen / Bikelifte / Bike Parks

Alpe Mera Ski
www.meraski.com/

Monterosa Ski
www.monterosa-ski.com/

Bike Park Alpe di Mera

Bike Schule im Bike Park Alpe die Mera
ASD Valesia Sport
www.mountainbikevalsesia.it

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