Die Spur der Steine – auf der Suche nach dem Zillertaler Granatschmuck

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Granatenmine im Zillertal

Aufstieg zur Granatenmine (c) PANDA MEDIA

Abenteuer Stein: Granatsuche im Zillertal

Schon wieder einfach nur Wandern gehen? Wie wäre es denn mit etwas neuem? Bei der Granatsuche im Zillertal in Tirol kann man uralten Traditionen auf die Spur gehen und dabei die wunderschöne Tiroler Bergwelt genießen. Das Zillertal wird von Mineralogen auch als „Heimat der Granate“ bezeichnet. 1997 wurde das Jubiläum „250 Jahre Zillertaler Granaten“ gefeiert. Der oft dunkelrote Halbedelstein spielte vor allem als Schmuckstein eine Rolle. Das Tal lieferte ab dem 18. Jahrhundert die reichlichsten, reinsten und schönsten Granaten der gesamten Monarchie.

Der Stein ist das Ziel – und auch der Weg dorthin

Bislang konnten im Zillertal 39 Primärfundstellen von Granat dokumentiert werden. In nahezu jedem Flussbett findet sich in der Region ebenfalls Granat (Sekundärfundstellen). Aus Gesteinsuntersuchungen ist bekannt, dass die großen Zillertaler Granaten rund 50 Millionen Jahre alt sind und das Material, aus dem sie entstanden sind, sogar bis zu 500 Millionen Jahre. Die Fundstellen Roßrücken, Greinerkar im Zillergrund, im Stillupgrund, im Zamsergrund sowie im Tuxer Tal und viele weitere sind auch heute noch erreichbar.

Wer bergfest und trittsicher ist, kann natürlich auch alleine losziehen. Wer den Edelsteinen aber wirklich auf den Grund gehen möchte, wendet sich am besten an den regionalen Tourismusverband. Dieser kann den Kontakt zu Walter Ungerank herstellen. Eine Wanderung mit dem Mineralogen ist ein einmaliges Erlebnis. Den Fokus einmal auf das Gestein und seine Strukturen bis ins Kleinste zu richten entschleunigt. Der Stein ist das Ziel – und auch der Weg dorthin.

Denn nicht alle Fundstellen sind leicht zugänglich – das erhöht den Abenteuercharakter. Die Wege sind teilweise sehr steil und müssen freigeschlagen werden. Walter Ungerank ist seit Jahrzehnten in den Bergen unterwegs und selbst schon immer wieder in brenzlige Situationen geraten. Wenn der Entdeckerdrang sich erst mal durchsetzt kann es schon passieren, dass man in eine enge Höhle kriecht. Wie eng sie dann wirklich ist, merkt man meistens erst, wenn man drin steckt. So zeigte Ungerank uns zum Beispiel eine alte Mine zwischen der Grüne Wand Hütte und der Kasseler Hütte. Allein fast ausgeschlossen, diese zu finden. Wer Glück hat und Granatgestein findet, kann sich ein individuelles Andenken leisten. Um das Granat von seiner festen Steinhülle zu befreien, sollte man einen Goldschmied konsultieren. Ein aufwendiger Prozess, den nicht jede Goldschmiede heutzutage noch durchführt. Falls doch, kann man den Stein nach seinen Vorstellungen schleifen und fassen lassen.

Granatenschmuck im Zillertal

Walter Ungerank – Mineraloge aus dem Zillertal (c) PANDA MEDIA

Adelsschmuck, heilende Kraft und Zierde der Trachtenkultur: Der rote „Feuerstein“

Die Geschichte des Zillertaler Granatbergbaus beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts. 1745 fand Andrä Kreidl am Roßrücken bei der Jägd auf Gämsen, ganz in der Nähe, wo heute die Berliner Hütte steht, funkelnde Granatkristalle in silbernem Tonschiefer. Der Bauer aus Mayerhofen erwarb das Schürfrecht und verkaufte diese zunächst als Feuersteine für Flinten. Der rotfunkelnde Kristall spielte vor allem als Schmuckstein eine Rolle. Als sein Sohn Jakob von den Granatschleifern in Böhmen erfuhr eröffnete sich ein neuer Geschäftszweig.

Böhmen hatte zu der Zeit Bedarf an größeren Steinen, die dem böhmischen Granat in der Farbe und ihrer Qualität ähnelten. Außerdem zählte er im Mittelalter zu den Mineralien, denen eine heilende Wirkung zugesprochen wurde. Auch den Trachten des Zillertals verliehen die roten Granatsteine einen royalen Touch. Der Abbau der Steine war für die sogenannten „Granatenklauber“ im 18. und 19. Jahrhundert aber alles andere als angenehm. Die Knochenarbeit im rauen Bergklima war nicht gerade ein Sonntagsausflug. Ende des 19. Jahrhunderts fand der Abbau langsam sein Ende. Granat galt im Kerzenlicht als besonders ansehnlich. Mit der Erfindung neuer Lichtkonzepte kam auch der Granatschmuck leicht aus der Mode. Auch andere Stile- und modische Einflüsse der Moderne harmonierten nicht unbedingt mit dem jugendstilhaft anmutenden Kristallstein.

Granat mit roter Färbung ist sicherlich am bekanntesten. Im Zillertal kann jedoch Granat in Weiß, Hell- bis Dunkelgrün, Rot und Braun gefunden werden. Dies liegt vor allem an den unterschiedlichen Entstehungsarten. Man unterscheidet Almandin (in Schiefer eingebettete Granate), Hessonit (in Klüften eingewachsene Granate) und in Calcit eingewachsene Granate. Viele Sammler zieht es heute ins Zillertal und besonders glücklich schätzen sich diejenigen, die besondere Stücke finden. Dazu zählen in Fachkreisen zum Beispiel Granat mit Bergkristall oder Staurolith, Hessonit mit Vesuvian oder verschobene Granatkristalle.

Zillertal Granatenschmuck

Granaten aus dem Zillertal (c) PANDA MEDIA

Video Zillertaler Granatschmuck

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Bilder Zillertaler Granatschmuck

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Zillertaler Granatschmuck - das Stilluptal/Stillupgrund im Zillertal ist wohl der schönste Talgrund, der sich von Mayrhofen aus erschließt, und der einzige, der ganz im Gemeindegebiet von Mayrhofen liegt. Trotzdem ist die Geschichte des Tales verhältnismäßig kurz. Das kommt wohl daher, dass es in der “Stilluppe”, wie sie im Volksmund heißt, keine Dauersiedlungen gegeben hat und auch heute noch nicht gibt. Unsere Wanderung führte uns zu alten und verlassenen Granatminen - und wir wurden fündig.

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4 Kommentare

  1. Sehr inspirierend geschrieben. Ich war noch nie in der Tiroler Bergwelt. Vielleicht wäre das eine spannendes Abenteuer für das nächste Jahr…Und da ich sowieso ein Naturmensch bin, bin ich immer wieder offen für Neues.
    Liebe Grüße
    Sven

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