Törggelen als Tradition und Lebenskunst

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Törggelen

Beim “Törggelen” im Weinkeller gibt es eine präzise Abfolge der Speisen und Weine. Und zum Abschluss gebratene Kastanien mit Sußer (c) Südtirol Marketing

Törggelen als Tradition und Lebenskunst

Erstmalig eröffnet Südtirol die Saison mit einem offiziellen Starttermin

12. September 2014, München. Törggelen ist weit mehr als ein herbstlicher Brauch oder eine kulinarisch eingefärbte Wanderung von Hof zu Hof. Törggelen ist eine Lebenshaltung, eine in Südtirol fest verankerte Stimmung. Erstmalig geben am 27. September 2014 neun Buschenschanken mit einem Keschtnfeuer und weiteren Aktionen den Startschuss für die „fünfte Jahreszeit“. Passend dazu kreieren Südtiroler Konditoren das größte Kastanienherz der Welt – lecker!

„Törggelen am Ursprung“

Die Zutaten für das Törggelen in Südtirol sind einfach: Kastanien, neuer Wein aus dem eigenen Weinberg, Produkte vom Hof und etwas Geschick in der Küche. Die gute Stube dazu gibt es in vielen Südtiroler Buschen- und Hofschänken. Mitzubringen sind dabei Zeit, Hunger und Lust, sich sprachlich schnell zwischen Dialekt, Deutsch und oft auch Italienisch zu bewegen. Törggelen geht nur dort, wo Kastanienbäume und Wein wachsen, sollte von einer Wanderung begleitet sein und ist auch dann richtig, wenn man den Speck direkt vom Holzbrett isst. Das Eisacktal gilt als Ursprungsgebiet. Eisacktaler Bauern, die Wein anbauten und ihre Tiere auf die Weiden der Bergbauern schickten, sollen sich mit einem herbstlichen Bauernschmaus und dem neuen Wein revanchiert haben: Törggelen als Abschluss eines Tauschhandels. Zum Kosten des neuen Weines stieg man in den Kelterraum, wo auch die Weinpresse, die „Torggl“, stand. Zur geselligen Runde hat man sich dann in die Stube gesetzt.

Die Törggelen Saision in Südtirol

Die ursprünglichste Art des traditionsreichen Brauchs zeigt das neue Projekt „Törggelen am Ursprung“, an dem in diesem Jahr neun Buschenschankbetriebe im Eisacktal (davon einer in Oberbozen am Ritten) teilnehmen. Gemeinsam eröffnen sie am 27. September die Törggele-Saison: Zeitgleich um 19 Uhr entzünden sie symbolisch ein Keschtnfeuer, berichten ihren Gästen über ihren Hof, Wein und Kastanien. Zuvor bieten sie ab 18 Uhr ein individuelles Programm – von der Schnapsverkostung bis zur Führung durch die eigenen Ställe.

Zu den Betrieben gehören der Pschnickerhof, der Oberpartegger, der Larm Hof und der Winkler Hof in Villanders; der Unteraichnerhof in Barbian; der Hubenbauer und der Griesser Hof in Vahrn sowie der Villscheider Hof in Brixen und der Ebnicherhof in Oberbozen/Ritten. Alle neun Betriebe liegen entlang des bekannten Eisacktaler Keschtnweges. Auf über 60 Kilometern führt dieser von Schloss Runkelstein in Bozen bis zum Kloster Neustift bei Brixen: Kastanienhaine und der Blick auf die Dolomiten geben das besondere Südtirol Gefühl.
Für die Teilnahme am 27. September ist eine Anmeldung bei den Höfen erforderlich. Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung liefert die aktuelle Ausgabe der Broschüre „Bäuerlicher Feinschmecker“: www.roterhahn.it/de/baeuerliche-schankbetriebe/katalogservice/.

Törggeln – Im Zeichen der Ketschn

Untrennbar mit dem Törggelen verbunden sind die „Ketschn“, wie die Kastanie liebevoll von den Südtirolern genannt wird. Erste Nachweise über den Beginn der Kastanienkultur in Südtirol gehen auf die Langobardenzeit (um 600 nach Christus) zurück. Der wichtiger werdende Weinbau im Mittelalter führte bald zu einem wachsenden Kastanienholzbedarf – unter anderem für die Herstellung von Weinfässern. Die Verbreitung und Aufwertung der Kastanie ist jedoch mit großer „Fiseilnsupp“, eine Suppe aus Kastanien und Bohnen, war als Fastenspeise in Klosterküchen sehr bekannt und beliebt. Heute trifft man in Südtirol überall auf die braune Frucht: Das Hotel Tauber’s Unterwirt in Feldthurns bei Brixen bietet beispielsweise neben Anwendungen wie einem Kastanienbad oder -Peeling im hauseigenen Spabereich auch gleich die entsprechende Kosmetiklinie „Castanea“. Die bekannte Süßspeise Kastanienherz hat sogar seinen Ursprung in Bozen. Es besteht ausschließlich aus natürlichen Zutaten: lokal angebaute Edelkastanien, Schlagsahne, Puderzucker und natürlich der Überzug mit dunkler Schokolade.

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Den Ursprung des Törggelens kann man auf den Weinhandel zurückführen. Die Weinhändler aus Südtirol trafen sich im Herbst zum Austausch von Nachrichten und verkosteten den Neuwein. Eine andere Theorie sieht das Törggelen als Abschluss eines Tauschhandels. Die Dörfer in Südtirol lagen im Talboden, die Bauern im Tal hatten Weinberge, aber keine Weiden, die Viehbauern in den höheren Lagen konnten dagegen keinen Wein anbauen. Somit schickte der Weinbauer sein Vieh auf die Weiden und dafür wurde der Viehbauer eingeladen, wenn es im Herbst einen neuen Wein gab.

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